Artenvielfalt und Landschaftsqualität

Wald
Artenvielfalt und Landschaftsqualität - Teilindikator Wald, © Adobe Stock_J. Wüstehube © Adobe Stock_J. Wüstehube
Der Teilindikator Wald des Indikators „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ bewertet die Wälder NRWs als Lebensraum für die heimische Fauna und Flora. Die Bestandsentwicklung repräsentativer Wald-Vogelarten zeigt Veränderungen der Habitatqualität der Wälder an. Die ausgewählten Brutvogelarten eignen sich als Indikatorgruppe auch für andere Tier- und für Pflanzenarten, da sie sensibel auf die Veränderungen der Bewirtschaftungsweise und Strukturvielfalt der Wälder reagieren. Der Indikator ist Teil des Indikatoren-Sets der nordrhein-westfälischen Umweltberichterstattung, der Biodiversitätsstrategie NRW und der Nachhaltigkeitsstrategie NRW.

Einheit: Zielerreichungsgrad [%]

Stand und Trend

Die aktuelle „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Wälder liegt in der Nähe des Zielbereiches. Sowohl in den vergangenen zehn Jahren als auch über den gesamten dargestellten Zeitraum hat sich der Indikator statistisch signifikant zum Ziel hin entwickelt.

Bedeutung

Das Kollektiv der 19 Vogelarten, deren Bestandsentwicklungen die Grundlage dieses Indikators bilden, steht in Nordrhein-Westfalen stellvertretend für die Bestandsentwicklung anderer Tier- und Pflanzenarten im Lebensraum Wald. Der Indikator bildet somit die Qualität von Biotop- und Lebensraumtypen der Wälder in der Normallandschaft NRWs ab. Verbessert sich die Lebensraumqualität z.B. durch eine Erhöhung der Strukturvielfalt oder eine Abnahme der Beeinträchtigungen, so nehmen lebensraumtypische Arten zu; im umgekehrten Fall nehmen die Bestände ab.

Der Indikator ist einer der vier Teilindikatoren des Gesamtindikators Artenvielfalt und Landschaftsqualität.

Ziele

Für den Teilindikator Wald des Gesamtindikators Artenvielfalt und Landschaftsqualität wurde ein Zielwert ermittelt. Dieser Zielwert beruht auf artspezifischen Bestandsgrößen, die in einem festgelegten zukünftigen Jahr (2030) voraussichtlich erreicht werden, wenn alle notwendigen naturschutzfachlichen Maßnahmen in ausreichendem Umfang umgesetzt werden.

Bei einer Erreichung des Zielwertes des Indikators (= 100%) stehen den Brutvögeln NRWs (und weiteren heimischen Pflanzen- und Tierarten) qualitativ hochwertige Wald-Lebensräume in ausreichender Größe zur Verfügung.

Trendanalyse & Aussagen

Der Teilindikator Wald des Gesamtindikators „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ ist mit einem Zielerreichungsgrad von 87% in der Nähe des angestrebten Zielwertes von 100%. Sowohl in den vergangenen zehn Jahren als auch über den gesamten dargestellten Zeitraum hat sich der Indikator statistisch signifikant zum Ziel hin entwickelt.

Definition, Datenquellen & Berechnung

Die Ermittlung von Zielwerten erfolgt auf der Grundlage artspezifischer Bestandsgrößen, die in einem festgelegten zukünftigen Jahr (2030) voraussichtlich erreicht werden, wenn alle notwendigen naturschutzfachlichen Maßnahmen in ausreichendem Umfang umgesetzt werden. Die einzelnen artspezifischen Zielwerte werden zu einem Zielwert zusammengefasst.

Die Zielwerte für das Jahr 2030 wurden wie folgt berechnet. Je Vogelart und je ÖFS-Stichprobenfläche wurde das Maximum über die verschiedenen Wiederholungsaufnahmen aus den Jahren 1997 bis 2015 berechnet. Diese stellen die Zielwerte für das Jahr 2030 dar. Bei jeder Indikator-Vogelart wurde dieser Zielwert ins Verhältnis zur Vorkommenshäufigkeit im Jahr 2015 gesetzt. Als Ergebnis ergibt sich für jede Vogelart ein Zielerreichungsgrad in Prozent. Anschließend wird aus allen artspezifischen Einzel-Zielerreichungsgraden das gewichtete Mittel der Erreichungsgrade je Teilindikator gebildet.

Für den Teilindikator Wald wurden folgende Vogelarten als Indikatorarten ausgewählt:

Teilindikator „Wald“ (19 Brutvogelarten): Baumpieper, Buntspecht, Gartenbaumläufer, Grauspecht, Hohltaube, Kernbeißer, Kleiber, Kleinspecht, Mittelspecht, Nachtigall, Pirol, Schwarzspecht, Sumpfmeise, Trauerschnäpper, Waldbaumläufer, Waldkauz, Waldlaubsänger, Waldschnepfe, Weidenmeise

Alle Bestandsgrößen der Indikatorarten werden im Rahmen der Ökologischen Flächenstichprobe NRW (ÖFS) erhoben.

Die Berechnungen erfolgen als Hochrechnung von Daten der ÖFS NRW. Die ÖFS untersucht auf repräsentativen Stichprobenflächen den Zustand und die Entwicklung von Arten und Lebensräumen Nordrhein-Westfalens. Die Bewertung der Ergebnisse erfolgt anhand statistischer Verfahren, mit denen festgestellt wird, ob es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um tatsächliche Änderungen statt um Schwankungen in der Stichprobe handelt. Auch wenn eine Zeitreihe ansteigt oder abfällt, kann aus statistischer Sicht „kein Trend“ vorliegen, wenn die Zu- oder Abnahmen im Vergleich zum Schwankungsbereich des Trends zu gering ausfallen.

Für den Indikator werden mittels Anwendung statistischer Verfahren zwei Trendaussagen getroffen, die sich hinsichtlich des betrachteten Zeitraumes unterscheiden:

1. Trend über den gesamten Zeitraum seit Beginn der Messungen (1999-2021)

2. Zehn-Jahres-Trend (2012-2021)

Die Trendbewertung und Signifikanzprüfung erfolgt nach der Methode des Umweltbundesamtes für die Indikatoren des Monitoringberichtes zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (Meyer 2018, Umweltbundesamt 2019a und b). Es handelt sich um eine standardisierte Methodik der Indikatorbewertung.

Identifiziert werden bei der Betrachtung der gesamten Zeitreihe (1999 bis 2021) sowohl steigende und fallende Trends als auch quadratische Trends (zum Teil mit einer Trendumkehr). Folgende Trendaussagen sind dabei möglich:

- Steigender Trend

- Fallender Trend

- Steigender quadratischer Trend

- Fallender quadratischer Trend

- Trend mit Trendumkehr (zuerst fallend, dann steigend)

- Trend mit Trendumkehr (zuerst steigend, dann fallend)

- Kein Trend

Die Ermittlung quadratischer Trends ist aus mathematischen Gründen für einen Zeitraum von zehn Jahren nicht sinnvoll. Daher werden für den Zehn-Jahres-Trend ausschließlich lineare Trends berechnet. Folgende Trendaussagen sind möglich:

- Steigender Trend

- Fallender Trend

- Kein Trend

Die Aussage „kein Trend“ bedeutet, dass aus statistischer Sicht nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit von einer tatsächlichen Veränderung ausgegangen werden kann. Die Werte des Indikators ändern sich in diesem Fall im Vergleich zum Schwankungsbereich des Trends zu geringfügig.

Literaturangaben:

Meyer, M. (2018): Quantitative Bewertung von Umweltindikatoren. Handbuch zur fachgerechten Bedienung der Anwendung. Hg. v. Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH. Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH. Osnabrück (GWS Discussion Paper Series).

Umweltbundesamt (2019a): Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie der Bundesregierung. Umweltbundesamt. Dessau-Roßlau.

Umweltbundesamt (2019b): Quantitative Bewertung von Umweltindikatoren. UBA Texte 37/2019. Umweltbundesamt. Dessau-Roßlau.

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