Ackerwildkräuter

Ackerwildkräuter, © J. Kolk © J. Kolk
Der Indikator beschreibt das Vorkommen von Ackerwildkrautarten in den genutzten Äckern NRWs. Ackerwildkräuter sind Begleitarten der Ackerfrucht, welche in ihrer Artenvielfalt und Häufigkeit durch die Intensivierung der Bewirtschaftungsweise bereits seit Jahrzehnten zurückgehen. Durch Maßnahmen des Naturschutzes und Förderung (u.a. Vertragsnaturschutz, weitere Agrarumweltmaßnahmen und ökologischer Landbau) soll dieser Entwicklung entgegengewirkt werden. Der Indikator ist eine Kenngröße für die Biodiversität der genutzten Ackerflächen NRWs.

Einheit: mittlere Deckung [%]

Stand und Trend

Die mittlere Deckung der Ackerwildkräuter auf den Äckern NRWs beträgt 2,6% und ist sowohl in dem gesamten Betrachtungszeitraum seit dem Jahr 2006 als auch in den letzten 10 Jahren signifikant rückläufig.

Bedeutung

Die intensive Bewirtschaftung von Äckern, u.a. mit Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie die Saatgutreinigung, haben zu einer Abnahme der Biodiversität der Agrarlandschaft beigetragen. Viele einst weit verbreitete lebensraumtypische Tier- und Pflanzenarten der Äcker finden in NRW nur noch selten geeignete Habitate. Der Großteil der Äcker NRWs wird intensiv bewirtschaftet.

Ackerwildkräuter sind wichtige Träger der Artenvielfalt in Äckern, unter anderem weil sie Futterpflanzen für zahlreiche Insekten sind. In NRW kommen etwa 70 wertgebende, also besonders typische, naturschutzfachlich wertvolle Ackerwildkrautarten vor. Rund ein Drittel der Ackerwildkrautarten NRWs sind laut Roter Liste gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Die Förderung von Agrarumweltmaßnahmen, insbesondere des Vertragsnaturschutzes, und des ökologischen Landbaus, ermöglichen eine Extensivierung der Ackernutzung. Diese Maßnahmen tragen zum Schutz bzw. zur Entwicklung der Ackerwildkräuter bei. Durch den Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sowie durch z.T. erhöhte Saatreihenabstände wird der Nutzungsdruck auf Acker-Lebensräume flächenscharf reduziert. Die Flächengröße der durch den Vertragsnaturschutz extensiv genutzten Äcker hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und liegt nun bei über 7.000 ha. Rund 2.000 ha Maßnahmenfläche dienen explizit der Ackerwildkrautförderung. Äcker, auf denen diese Maßnahmen umgesetzt werden, weisen eine höhere Deckung von Ackerwildkräutern auf. Eine weitere Erhöhung der Inanspruchnahme der Maßnahmen wäre wünschenswert, um den Rote-Liste-Status gefährdeter Ackerwildkrautarten und den qualitativen Zustand der Äcker NRWs zu verbessern.

Ziele

Ziel des Indikators ist die Dokumentation der Häufigkeit von Ackerwildkrautarten in den genutzten Äckern Nordrhein-Westfalens. Der Indikator ist somit eine Kenngröße der biologischen Vielfalt der Acker-Lebensräume NRWs. Gemäß dem Leitbild für die qualitative Verbesserung der Agrarlebensräume der Biodiversitätsstrategie NRWs sollen Äcker Lebensräume für charakteristische Tier- und Pflanzenarten der Agrarlandschaft bieten.

Trendanalyse & Aussagen

Die mittlere Deckung der Ackerwildkräuter auf den genutzten Äckern NRWs hat sich seit dem Jahr 2006 halbiert, von rund 6% auf aktuell rund 3%. Es handelt sich dabei um einen statistisch signifikanten Rückgang. In den letzten zehn Jahren (2012-2021) ist die Abnahme ebenfalls signifikant.

Definition, Datenquellen & Berechnung

Der Indikator wird als mittlere Deckung der Ackerwildkräuter für alle genutzten Äcker (Biotoptyp „Anbauflächen von Feldfrüchten“) NRWs berechnet. Ausschließlich randliche Vorkommen von Ackerwildkrautarten werden nicht berücksichtigt.

Die Berechnung erfolgt als Hochrechnung der erfassten Deckungsanteile auf den Untersuchungsflächen der Ökologischen Flächenstichprobe (ÖFS) NRWs.

Die ÖFS untersucht auf repräsentativen Stichprobenflächen den Zustand und die Entwicklung von Arten und Lebensräumen Nordrhein-Westfalens. Die Bewertung der Ergebnisse erfolgt anhand statistischer Verfahren, mit denen festgestellt wird, ob es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um tatsächliche Änderungen statt um Schwankungen in der Stichprobe handelt. Auch wenn eine Zeitreihe ansteigt oder abfällt, kann aus statistischer Sicht „kein Trend“ vorliegen, wenn die Zu- oder Abnahmen im Vergleich zum Schwankungsbereich des Trends zu gering ausfallen.

Für den Indikator werden mittels Anwendung statistischer Verfahren zwei Trendaussagen getroffen, die sich hinsichtlich des betrachteten Zeitraumes unterscheiden:

1. Trend über den gesamten Zeitraum seit Beginn der Messungen (2006-2021)

2. Zehn-Jahres-Trend (2012-2021)

Die Trendbewertung und Signifikanzprüfung erfolgt nach der Methode des Umweltbundesamtes für die Indikatoren des Monitoringberichtes zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (Meyer 2018, Umweltbundesamt 2019a und b). Es handelt sich um eine standardisierte Methodik der Indikatorbewertung.

Identifiziert werden bei der Betrachtung der gesamten Zeitreihe (2006 bis 2021) sowohl steigende und fallende Trends als auch quadratische Trends (zum Teil mit einer Trendumkehr). Folgende Trendaussagen sind dabei möglich:

- Steigender Trend

- Fallender Trend

- Steigender quadratischer Trend

- Fallender quadratischer Trend

- Trend mit Trendumkehr (zuerst fallend, dann steigend)

- Trend mit Trendumkehr (zuerst steigend, dann fallend)

- Kein Trend

Die Ermittlung quadratischer Trends ist aus mathematischen Gründen für einen Zeitraum von zehn Jahren nicht sinnvoll. Daher werden für den Zehn-Jahres-Trend ausschließlich lineare Trends berechnet. Folgende Trendaussagen sind möglich:

- Steigender Trend

- Fallender Trend

- Kein Trend

Die Aussage „kein Trend“ bedeutet, dass aus statistischer Sicht nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit von einer tatsächlichen Veränderung ausgegangen werden kann. Die Werte des Indikators ändern sich in diesem Fall im Vergleich zum Schwankungsbereich des Trends zu geringfügig.

Literaturangaben:

Meyer, M. (2018): Quantitative Bewertung von Umweltindikatoren. Handbuch zur fachgerechten Bedienung der Anwendung. Hg. v. Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH. Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH. Osnabrück (GWS Discussion Paper Series).

Umweltbundesamt (2019a): Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie der Bundesregierung. Umweltbundesamt. Dessau-Roßlau.

Umweltbundesamt (2019b): Quantitative Bewertung von Umweltindikatoren. UBA Texte 37/2019. Umweltbundesamt. Dessau-Roßlau.

Verwandte Kenngrößen und Indikatoren