Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert

Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert, © Adobe Stock_C.-J. Bautsch © Adobe Stock_C.-J. Bautsch
Der Indikator stellt den Anteil der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert an der Gesamt-Agrarlandschaftsfläche Nordrhein-Westfalens dar. Einen hohen Naturwert haben extensiv bewirtschaftetes Grünland, artenreiche Äcker, Ackerbrachen, Feldgehölze, Hecken, Feldraine und -säume sowie naturnahe Bachläufe. Der Indikator trifft eine Aussage über den Umfang und die Qualität naturschutzfachlich wertvoller Flächen in der Agrarlandschaft. Er ist Teil des Indikatoren-Sets der Biodiversitätsstrategie NRW, der Länder-Initiative Kernindikatoren sowie der nordrhein-westfälischen Umweltberichterstattung. Er wird außerdem zur Evaluierung von Fördermaßnahmen des NRW-Programmes Ländlicher Raum (ELER) sowie als EU-Indikator in der laufenden Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik genutzt.

Einheit: Anteil der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert [%]

Stand und Trend

Der Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert betrug im Jahr 2021 insgesamt 12,9 % (gerundet) und zeigt sowohl in den letzten zehn Jahren, als auch seit dem Jahr der Ersterfassung (2009) keinen signifikanten Trend. Während die Fläche mit äußerst hohem und hohem Naturwert (HNV-Wertstufen I und II) im Betrachtungszeitraum leicht zugenommen hat, nahm die Fläche mit mäßig hohem Naturwert (HNV-Wertstufe III) seit 2009 kontinuierlich ab.

Bedeutung

Die Intensivierung der Bewirtschaftungsweise der landwirtschaftlich genutzten Räume hat bereits im vergangenen Jahrhundert zu einem Rückgang der biologischen Vielfalt der Agrarlandschaft geführt. Die anhaltende Eutrophierung durch Düngung und atmosphärische Einträge, die Vergrößerung der Bewirtschaftungseinheiten mit gleichzeitiger Entfernung von Saumstrukturen und Feldgehölzen, das Wegfallen von Brachflächen sowie der Verlust landwirtschaftlich genutzter Flächen bedingen eine fortschreitende Abnahme der Habitatqualität der Agrarlandschaft.

Das Greening der Gemeinsamen Agrarpolitik und Agrarumweltmaßnahmen des Landes NRW (inkl. Vertragsnaturschutz) sind Instrumente, die dieser Entwicklung entgegenwirken sollen. Sie fordern Ökologische Vorrangflächen bzw. fördern Maßnahmen zur Extensivierung von Acker- und Grünland oder zur Biotoppflege (z.B. Streuobstwiesen, Hecken). Extensiv genutzte Landwirtschaftsflächen und vielfältige Strukturelemente innerhalb der Agrarlandschaft tragen in erheblichem Maße zum Erhalt der biologischen Vielfalt im ländlichen Raum bei.

Der Indikator High Nature Value Farmland (dt. Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert) wurde ursprünglich im Rahmen der europäischen ELER-Förderung zu Evaluationszwecken eingeführt. In Deutschland wurden eine bundesweite Methodik zur Indikatorerarbeitung erstellt. Mittlerweile hat der Indikator Eingang in diverse Berichte und Strategien gefunden.

Ziele

Der Indikator Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert bildet den Anteil von naturschutzfachlich höherwertigen Flächen an der gesamten Agrarlandschaftsfläche ab. Zu diesen Flächen gehören extensiv bewirtschaftetes Grünland und artenreiche Äcker, aber auch nicht unmittelbar landwirtschaftlich genutzte Flächen, wie Ackerbrachen, Feldgehölze, Hecken, Feldraine und -säume sowie naturnahe Bachläufe.

Ein Ziel der Biodiversitätsstrategie Nordrhein-Westfalens ist es den Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert auf insgesamt 15 % zu erhöhen.

Der Indikator bildet außerdem drei Wertstufen des Naturwertes ab: äußerst hoch (Wertstufe I), sehr hoch (Wertstufe II) und mäßig hoch (Wertstufe III).

Trendanalyse & Aussagen

Rund 13% der gesamten Agrarlandschaft wiesen im Jahr 2021 einen naturschutzfachlich hohen Naturwert auf, 87% nur einen geringen Naturwert. Über den gesamten Erfassungszeitraum betrachtet bleibt der Anteil der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert, trotz zwischenzeitlich deutlicher Abnahmen, aus statistischer Sicht konstant. Regional betrachtet ist der Anteil an Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert in NRW sehr unterschiedlich. Bedingt durch eine unterschiedliche naturräumliche Ausstattung und eine unterschiedliche Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung lag 2021 der Anteil an Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert im Tiefland bei rund 9% und im Bergland bei rund 20%. Während der Flächenanteil mit äußerst hohem Naturwert (Stufe I) im Betrachtungszeitraum leicht zugenommen hat, ist der Flächenanteil mit mäßig hohem Naturwert (Stufe III) deutlich zurückgegangen. Der Flächenanteil mit hohem Naturwert (Stufe II) ist trotz zwischenzeitlich deutlicher Zunahme, konstant. In den letzten fünf Untersuchungsjahren haben sich alle drei Wertstufen relativ konstant auf einem Niveau gehalten.

Definition, Datenquellen & Berechnung

Der Indikator bilanziert den Anteil der Landwirtschaftsflächen und Landschaftsstrukturen mit hohem Naturwert an der gesamten Agrarlandschaftsfläche in NRW.

Die Datenerfassungen, inkl. der Abgrenzung der Agrarlandschaftsfläche als Bezugsfläche, erfolgen auf den Untersuchungsflächen der Ökologischen Flächenstichprobe NRW.

Der Indikatorwert wird mittels einer Hochrechnung aus der Landwirtschaftsfläche mit hohem Naturwert und der Agrarlandschaftsfläche unter Berücksichtigung von NRW-spezifischen Schichten berechnet. Der Indikatorwert wurde in NRW erstmals 2009 als so genannter „Gleitender Mittelwert“ ermittelt. Das bedeutet, dass die in diese Jahreswerte einfließenden Daten zu je einem Sechstel in dem betreffenden Jahr und den 5 vorhergehenden Jahren erhoben werden (6-jähriges gleitendes Mittel).

Die dem Indikator zugrundeliegenden Daten fließen ebenfalls in die Berechnung des bundesweiten High Nature Value Farmland-Indikators ein.

Die Berechnungen erfolgen als Hochrechnung von Daten der Ökologischen Flächenstichprobe (ÖFS) NRW. Die ÖFS untersucht auf repräsentativen Stichprobenflächen den Zustand und die Entwicklung von Arten und Lebensräumen Nordrhein-Westfalens. Die Bewertung der Ergebnisse erfolgt anhand statistischer Verfahren, mit denen festgestellt wird, ob es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um tatsächliche Änderungen statt um Schwankungen in der Stichprobe handelt. Auch wenn eine Zeitreihe ansteigt oder abfällt, kann aus statistischer Sicht „kein Trend“ vorliegen, wenn die Zu- oder Abnahmen im Vergleich zum Schwankungsbereich des Trends zu gering ausfallen.

Für den Indikator werden mittels Anwendung statistischer Verfahren zwei Trendaussagen getroffen, die sich hinsichtlich des betrachteten Zeitraumes unterscheiden:

1. Trend über den gesamten Zeitraum seit Beginn der Messungen (2009-2021)

2. Zehn-Jahres-Trend (2012-2021)

Die Trendbewertung und Signifikanzprüfung erfolgt nach der Methode des Umweltbundesamtes für die Indikatoren des Monitoringberichtes zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (Meyer 2018, Umweltbundesamt 2019a und b). Es handelt sich um eine standardisierte Methodik der Indikatorbewertung.

Identifiziert werden bei der Betrachtung der gesamten Zeitreihe (2009 bis 2021) sowohl steigende und fallende Trends als auch quadratische Trends (zum Teil mit einer Trendumkehr). Folgende Trendaussagen sind dabei möglich:

- Steigender Trend

- Fallender Trend

- Steigender quadratischer Trend

- Fallender quadratischer Trend

- Trend mit Trendumkehr (zuerst fallend, dann steigend)

- Trend mit Trendumkehr (zuerst steigend, dann fallend)

- Kein Trend

Die Ermittlung quadratischer Trends ist aus mathematischen Gründen für einen Zeitraum von zehn Jahren nicht sinnvoll. Daher werden für den Zehn-Jahres-Trend ausschließlich lineare Trends berechnet. Folgende Trendaussagen sind möglich:

- Steigender Trend

- Fallender Trend

- Kein Trend

Die Aussage „kein Trend“ bedeutet, dass aus statistischer Sicht nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit von einer tatsächlichen Veränderung ausgegangen werden kann. Die Werte des Indikators ändern sich in diesem Fall im Vergleich zum Schwankungsbereich des Trends zu geringfügig.

Literaturangaben:

Meyer, M. (2018): Quantitative Bewertung von Umweltindikatoren. Handbuch zur fachgerechten Bedienung der Anwendung. Hg. v. Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH. Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH. Osnabrück (GWS Discussion Paper Series).

Umweltbundesamt (2019a): Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie der Bundesregierung. Umweltbundesamt. Dessau-Roßlau.

Umweltbundesamt (2019b): Quantitative Bewertung von Umweltindikatoren. UBA Texte 37/2019. Umweltbundesamt. Dessau-Roßlau.

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